Verfassungsschutz: Manchmal
kommt auch ein Hausbesuch der anderen Art. Dann stehen plötzlich zwei
Verfassungsschutzspitzel vor Deiner Wohnungstür. Sie stellen sich gerne als „Mitarbeiter
der Innen-Behörde“ vor. Das klingt nicht so häßlich wie beamteter
Verfassungsschutzspitzel. Es sind meist graue Alleweltstypen, es fällt Dir
schwer, sie zu beschreiben, weil sie keine auffallenden Merkmale haben. Eben Männer oder Frauen
ohne Eigenschaften. Sie würden so gerne
mal Deine Wohnung sehen. Man sagt ja, das die Wohnung das Innere der Seele des
dort lebenden Menschen spiegelt, daher lasse man sie auf keinen Fall herein! Sie lesen
Deine Wohnung wie ein offenes Buch. Darum sind sie ja auch besonders scharf
darauf, in „Naziwohnungen“ zu schnüffeln. Gerade bei denen, die sie noch nicht
kennen. Du begehst aber absolut nichts Strafbares, wenn Du fest in einem
freundlich-bestimmten Tonfall sagst (und dabei auch bleibst!): „Mit Ihnen rede
ich nicht!“ So oft, bis die beiden es tatsächlich kapiert haben, das sie bei
Dir auf Granit beißen und verschwinden. „Mit Ihnen rede ich nicht!“ Diesen Satz
lernt der junge Kamerad am besten auswendig, wenn er ihn noch nicht kennt. Sage
laut und bestimmt: „Mit Ihnen rede ich nicht!“ Das ist das einzige, was man zu
diesen Gestalten sagt. Dieser Satz muß in Fleisch und Blut übergehen: „Mit
Ihnen rede ich nicht!“ Diese miesen Subjekte haben KEINERLEI Rechte! Nur die Jedermannsrechte, die jeder andere
Bürger auch hat. Aber kein Recht, in fremde Wohnungen zu gelangen, den
Arbeitsplatz oder die Schule des nationalen Dissidenten zu betreten usw. Es genügt völlig
der Satz: „Mit Ihnen rede ich nicht!“ Wenn es zu langweilig wird, variieren wir
den Spruch: „Ich wüßte nichts, was wir zu besprechen hätten.“ „Ihnen gebe ich
keine Auskunft.“ Schön, das die deutsche
Sprache so variantenreich ist…
Bei jüngeren Kameraden wenden die
Spitzel gerne folgenden, gemeinen Trick an. Entweder sie erscheinen spontan auf
der Arbeitsstelle und lassen es jeden Kollegen merken, warum sie da sind, mit heuchlerischen
Sprüchen wie „Denken Sie doch mal an Ihre Zukunft“ versuchen sie den jungen,
unerfahrenen Kameraden einzuschüchtern. Oder, was noch viel abgebrühter ist, das
sie dreist bei naiven Eltern aufkreuzen, wenn der junge Kamerad noch bei den
Eltern wohnt und bald von der Arbeit oder Schule kommen muß. Die Eltern haben
vom Rechtlichen meist keine Ahnung, oft sind sie völlig eingeschüchtert, es ist
auch schon mehrmals vorgekommen, daß die miesen Spitzel von vertrottelten,
naiven Eltern zum Kaffee eingeladen wurden! Und der Kamerad kommt dann heim und
sieht die Spitzel mit seiner Mutter schäkern. Man sollte seine Eltern daher vorher
genau aufklären, das der einzige Satz, der gesagt wird, „Nein, ich lasse sie
hier nicht rein!“ heißt. Die Spitzel können nichts machen. Wenn sie nicht gleich verschwinden, droht man ihnen mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Wenn
sie sich Zeit lassen, wird wirklich die Polizei angerufen, die Spitzel
verschwinden dann schneller, bevor man verbunden ist.
Wenn man in der Stimmung ist, gemein zu
sein und die Schnüffler wieder mal vor dem Haus herumlungern, sucht man die nächste
Telephonzelle auf, wählt die Polizei und sagt: „In meiner Nachbarschaft wird oft eingebrochen. Ich sehe hier zwei Männer in einem silbernen
Kombi, die schon stundenlang vor meinem Haus stehen, die erscheinen mir doch höchst verdächtig.“ Und sieht sich nach einem kurzen
Moment das Schauspiel an, wenn die
Polizei die VS-Spitzel kontrolliert und sie damit aus der Deckung holt. Wenn
man Glück hat, ist auch ein Hauch von Dramatik zu sehen, wenn die Bullen
chequen, was für komische Vögel das sind und zur Eigensicherung ihre Pistolen
ziehen. Merke: Spitzel wollen immer im Schatten bleiben und sind sehr Film- und Photoscheu.
Also holen wir sie raus ins helle Sonnenlicht….
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