Sonntag, 12. August 2012

Regeln zum Überleben III


Verfassungsschutz: Manchmal kommt auch ein Hausbesuch der anderen Art. Dann stehen plötzlich zwei Verfassungsschutzspitzel vor Deiner Wohnungstür. Sie stellen sich gerne als „Mitarbeiter der Innen-Behörde“ vor. Das klingt nicht so häßlich wie beamteter Verfassungsschutzspitzel. Es sind meist graue Alleweltstypen, es fällt Dir schwer, sie zu beschreiben, weil sie keine auffallenden Merkmale haben. Eben Männer oder Frauen ohne Eigenschaften. Sie würden so gerne mal Deine Wohnung sehen. Man sagt ja, das die Wohnung das Innere der Seele des dort lebenden Menschen spiegelt, daher lasse man sie auf keinen Fall herein! Sie lesen Deine Wohnung wie ein offenes Buch. Darum sind sie ja auch besonders scharf darauf, in „Naziwohnungen“ zu schnüffeln. Gerade bei denen, die sie noch nicht kennen. Du begehst aber absolut nichts Strafbares, wenn Du fest in einem freundlich-bestimmten Tonfall sagst (und dabei auch bleibst!): „Mit Ihnen rede ich nicht!“ So oft, bis die beiden es tatsächlich kapiert haben, das sie bei Dir auf Granit beißen und verschwinden. „Mit Ihnen rede ich nicht!“ Diesen Satz lernt der junge Kamerad am besten auswendig, wenn er ihn noch nicht kennt. Sage laut und bestimmt: „Mit Ihnen rede ich nicht!“ Das ist das einzige, was man zu diesen Gestalten sagt. Dieser Satz muß in Fleisch und Blut übergehen: „Mit Ihnen rede ich nicht!“ Diese miesen Subjekte haben KEINERLEI Rechte! Nur die Jedermannsrechte, die jeder andere Bürger auch hat. Aber kein Recht, in fremde Wohnungen zu gelangen, den Arbeitsplatz oder die Schule des nationalen Dissidenten zu betreten usw. Es genügt völlig der Satz: „Mit Ihnen rede ich nicht!“ Wenn es zu langweilig wird, variieren wir den Spruch: „Ich wüßte nichts, was wir zu besprechen hätten.“ „Ihnen gebe ich keine Auskunft.“  Schön, das die deutsche Sprache so variantenreich ist…
Bei jüngeren Kameraden wenden die Spitzel gerne folgenden, gemeinen Trick an. Entweder sie erscheinen spontan auf der Arbeitsstelle und lassen es jeden Kollegen merken, warum sie da sind, mit heuchlerischen Sprüchen wie „Denken Sie doch mal an Ihre Zukunft“ versuchen sie den jungen, unerfahrenen Kameraden einzuschüchtern. Oder, was noch viel abgebrühter ist, das sie dreist bei naiven Eltern aufkreuzen, wenn der junge Kamerad noch bei den Eltern wohnt und bald von der Arbeit oder Schule kommen muß. Die Eltern haben vom Rechtlichen meist keine Ahnung, oft sind sie völlig eingeschüchtert, es ist auch schon mehrmals vorgekommen, daß die miesen Spitzel von vertrottelten, naiven Eltern zum Kaffee eingeladen wurden! Und der Kamerad kommt dann heim und sieht die Spitzel mit seiner Mutter schäkern. Man sollte seine Eltern daher vorher genau aufklären, das der einzige Satz, der gesagt wird, „Nein, ich lasse sie hier nicht rein!“ heißt. Die Spitzel können nichts machen. Wenn sie nicht gleich verschwinden, droht man ihnen mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Wenn sie sich Zeit lassen, wird wirklich die Polizei angerufen, die Spitzel verschwinden dann schneller, bevor man verbunden ist.
Wenn man in der Stimmung ist, gemein zu sein und die Schnüffler wieder mal vor dem Haus herumlungern, sucht man die nächste Telephonzelle auf, wählt die Polizei und sagt: „In meiner Nachbarschaft wird oft eingebrochen. Ich sehe hier zwei Männer in einem silbernen Kombi, die schon stundenlang vor meinem Haus stehen, die erscheinen mir doch höchst verdächtig.“ Und sieht sich nach einem kurzen Moment das Schauspiel an, wenn die Polizei die VS-Spitzel kontrolliert und sie damit aus der Deckung holt. Wenn man Glück hat, ist auch ein Hauch von Dramatik zu sehen, wenn die Bullen chequen, was für komische Vögel das sind und zur Eigensicherung ihre Pistolen ziehen. Merke: Spitzel wollen immer im Schatten bleiben und sind sehr Film- und Photoscheu. Also holen wir sie raus ins helle Sonnenlicht…. 

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