Heute wollen wir Euch eine wunderbare Dichtung von Wulf Sörensen vorstellen, die im Jahre 1937 erschienen ist. Wer Wulf Sörensen war, ist bis heute unbekannt. Vieles deutet darauf hin, das es ein Pseudonym von Frithjof Fischer war, der die Zeitschrift des Nordland-Verlages „Der Brunnen, Für Deutsche Wesensart“ herausgab und demzufolge auch unter dem Namen Frithjof Fischer-Sörensen angegeben wird. Die Umschlagzeichnung erstellte Oswald Weise aus Leipzig, frei nach dem Holzschnitt „Syppschafft" aus dem Jahre 1525:
Die
Geschichte beginnt damit, das der Erzähler vor der Bilderreihe seiner Ahnen
steht. 169 kleine Tafeln in einem eirunden Rahmen matten Goldes hängen an der
Wand. (Wer bekommt heutzutage überhaupt drei, vier seiner nächsten Ahnen
zusammen?) Aber längst nicht alle hatten ihren Platz an der Wand gefunden, erst
um die Zeit des Dreißigjährigen Krieges beginnt die Bilderreihe. Davor war noch
der Blutstrom der Ahnen intakt, vom Sohn zum Vater, vom Vater zum Ahn und zum
Groß- und Urgroßahn. Ein Aufschreiben war nicht nötig.
„Einst war alle Vergangenheit im Herzen jedes einzelnen lebendig. Und aus
dieser Vergangenheit wuchsen Gegenwart und Zukunft empor wie die starken Äste
eines gesunden Baumes."
„Wenn ich die kleinen Bilder betrachte und durch ihre festgefügten
Gesichter hindurch die Züge der Ahnen sehe, von denen keine Kunde mehr in diese
Zeit dringt, dann ist mir, als sei ich von einer hohen, hohen Leiter
hinabgestiegen, - wo ich doch hätte hinaufsteigen müssen!
Was jene waren, gelingt uns heute nur manchmal zu scheinen, wenn das
Wünschen übergroß wird: zu sein, wie jene gewesen sind. Diese Kerle standen mit
Allvater auf dem Duzfuß und brauchten noch keinen Advokaten mit dünnem
Heiligenschein, wenn sie mit ihm zu reden hatten.
Und auch das Bitten kannten sie nicht, dazu waren sie zu stark und zu
stolz, - und zu gesund.
Erbeten Gut ist Fremdgut!
Sie wollten nichts Geschenktes, weil sie selber genug hatten, und was
fehlte, da holten sie sich’s.
Ihr Glaube war ein Satz so kurz wie ein Augenzwinkern und so klar und tief
wie ein Forellenwasser:
„Tue Recht und scheue niemand!“
Das andere, was noch dazu gehört, taugte ihnen nicht einmal für die Zunge,
und die war doch karg genug dazumal.
Dieses andere trugen sie in der Brust und es war wie eine weisende
Kompaßnadel, die das Boot stets in die rechte Bahn zieht.
War das wohl ein besserer Glaube als jener, der in einem dicken Buche
aufgeschrieben steht, damit man ihn nicht vergesse, - und den man nicht einmal
richtig verstehen kann, es sei denn, der Priester komme und lege aus, was da
geschrieben steht? Und dann muß man noch glauben, daß diese krause
Auslegung recht ist.
Damals wuchs der Glaube aus dem Blut und er war ein Wissen, -
Heute aber muß er gelehrt werden, denn er ist ein Fremdglaube, der in
unserem Blute nicht Wurzeln schlagen kann. Er ist ein Führ-wahr-halten, was
keiner wissen kann und das die meisten still abtun, weil es wider die Natur und
die Vernunft ist.
Sind wir besser geworden, seitdem? – Sagt es selbst.
Ein großes wortloses Trauern ist in der meisten Brust, eine grenzenlose
Heimatlosigkeit; denn der Ahnen Sitte wird als Traum ewig in unserem
(nordischen) Blute leben.
Wir wollen wieder gut sein, gut von Jugend auf, wie die Ahnen waren.
Wir wollen nicht mehr demütig sein und klein und schwach und alles jenem
überlassen, von dem gesagt wird, er habe die Schöpfung zu einem Sündenpfuhl
gemacht, - der das eigene Werk verachtet. Stolz wollen wir wieder werden und
groß und stark, und alles selber tun!
Das sagt uns: Die Stimme der Ahnen!"
„In wessen Brust das "Es war einmal" seines Geschlechtes nicht
wach ist, der hat auch keine Zukunft, die ihm gehört." Diese Worte
haben bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren!
Vertonung dieser schönen Verse von der
Gruppe „Halgadom":
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