11. Oktober 2023
Erich Priebke wurde am 29. Juli 1913 in Hennigsdorf bei Berlin geboren. Bereits mit sieben Jahren Vollwaise, wuchs er bei einer Tante mütterlicherseits auf und begann 1927, mit 14 Jahren, eine Lehre zum Hotelfachmann. 1933 ging er als 20-Jähriger nach Italien und England, um dort seine Kenntnisse zu erweitern. 1936 kehrte er nach Deutschland zurück und trat dem Polizeidienst bei.
Bereits seit 1933 Mitglied der NSDAP, wurde er durch seine Anstellung als Dolmetscher bei der Gestapo (Geheime Staatspolizei) auch automatisch Mitglied der SS. Bei Kriegsende sollte er den Rang eines SS-Hauptsturmführers tragen. Im weiteren Verlauf arbeitete er im Reichssicherheitshauptamt (RSHA), dort in der Abteilung für Gegnerforschung und Gegnerbekämpfung (Amt IV). Ab 1941 arbeitete Erich Priebke als Verbindungsoffizier zur italienischen Polizei in der deutschen Botschaft in Rom.
Am 23. März 1944 verübten Kommunisten einen Terroranschlag auf eine Marschkolonne des Südtiroler Polizeiregiments „Bozen“ in der Via Rasella in Rom. 33 Südtiroler Polizisten und zwei italienische Zivilisten kamen dabei ums Leben. Anschließend wurde nach der damals festgelegten Repressalienquote die Erschießung von Geiseln im Verhältnis 1:10 befohlen – bis heute ist allerdings strittig, ob dies als „Führerbefehl“ von Hitler persönlich geschah oder durch eine Anordnung der obersten Wehrmachtführung in Italien.
Dies bedeutete, dass für die 33 ermordeten Polizisten (die zwei italienischen Zivilisten durften nach den Regeln der Haager Landkriegsordnung nicht hinzugezählt werden) 330 Geiseln erschossen werden sollten. Bei dem überwiegenden Teil der Geiseln handelte es sich um Inhaftierte aus den Gefängnissen des Sicherheitsdienstes (SD), weitere Geiseln wurden von der italienischen Polizeikommandantur an die deutsche Kommandantur überstellt. In den Ardeatinischen Höhlen (Fosse Ardeatine) bei Rom wurde bereits ein Tag später, am 24. März 1944, die Sühneaktion vollstreckt. Aus bis heute nicht nachvollziehbaren Gründen wurde im Anschluss an die Sühneaktion allerdings festgestellt, dass nicht 330, sondern 335 Geiseln erschossen worden sind – und genau das war ein wesentlicher Punkt, der nach Kriegsende zu diversen Prozessen gegen deutsche Polizeiangehörige wie zum Beispiel Erich Priebke führte.
Bei Kriegsende 1945 geriet Erich Priebke in britische Kriegsgefangenschaft. Etwa 20 Monate verbrachte er im Lager Rimini an der italienischen Adriaküste unter Aufsicht der britischen Besatzer. Doch ihm gelang die Flucht, sodass er anschließend in Südtirol mit seiner Familie zunächst unbehelligt leben konnte. Durch die Vermittlung von humanitären Stellen und Personen des Vatikan, konnte Priebke 1948 unter falschem Namen nach Argentinien ausreisen, wo er ein ruhiges und arbeitsames Leben führte. Er arbeitete zunächst als Kellner, später als Metzger und engagierte sich sehr für die deutsche Gemeinschaft und die Deutsche Schule in seiner Wahlheimat Bariloche/Argentinien. Nach der Eröffnung der BRD-Botschaft in Buenos Aires 1952 erhielt er nicht nur die Staatsbürgerschaft der BRD, sondern von dort auch seine „Kriegsrente“. Es war also bis 1991 ein gutes und ruhiges Leben für Erich Priebke.
Dann allerdings begann die Hexenjagd auf den späteren „letzten Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges“: Durch ein Buch, welches 1991 von einem gewissen „Esteban Buch“ über deutsche Auswanderer nach 1945 in Bariloche veröffentlicht wurde, geriet Priebke in das Fadenkreuz des „Simon Wiesenthal Center“. Dieses Institut brachte während seines „Rachefeldzuges“ ab 1993 zunächst die BRD-Justiz und ab 1994 auch die italienische Justiz dazu, die Auslieferung wegen der Vorkommnisse in den Ardeatinischen Höhlen im Jahr 1944 zu fordern.
1995 wurde Erich Priebke schließlich nach einem Hausarrest in Argentinien nach Italien verschleppt. Dort wurde er eingekerkert und es wurde ein Militärtribunal gegen ihn inszeniert – das ihn 1996 allerdings freisprechen musste. Schließlich waren in derselben Angelegenheit bereits 1948 Prozesse gegen deutsche Polizeiangehörige mit Freisprüchen geendet. Die Gründe dafür lagen zum einen in der zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gültigen Fassung der Haager Landkriegsordnung (nicht zu verwechseln mit der Genfer Konvention!), zum anderen in der Feststellung eines Befehlsnotstandes für Befehlsempfänger – und ein solcher war Priebke nachweislich während der Geschehnisse in den Ardeatinischen Höhlen.
Da aber nicht sein kann, was nicht sein darf, führten weltweit von „interessierten Kreisen“ inszenierte Proteste zu einer widerrechtlichen „Aufhebung“ des Freispruchs, und es folgte noch im selben Jahr die Verurteilung zu zunächst 15 Jahren Haft. Obwohl die Haftstrafe nach einiger Zeit aufgrund einer Amnestieregelung um zehn Jahre reduziert wurde, sodass Priebke eigentlich bald hätte freikommen müssen, wurde die Strafe im Frühjahr 1998 schließlich zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe erhöht – wieder auf Druck der bereits erwähnten „interessierten Kreise“!
Das Militärtribunal in Rom billigte Erich Priebke jedoch aufgrund seines fortgeschrittenen Alters einen Hausarrest zu, sodass ihm fortan zumindest die Kerkermauern erspart blieben. Dennoch kann er als letzter Kriegsgefangener des Zweiten Weltkrieges bezeichnet werden, denn er wurde von einer feindlichen Militärmacht verurteilt. Schließlich war Italien bereits 1943 von dem Bündnis der Achsenmächte abgefallen und erklärte sich in Teilen zum Kriegsgegner Deutschlands. Nur in der RSI (Repubblica Sociale Italiana), die von September 1943 bis April 1945 in Norditalien bestand, kämpfte man unter Führung des Duce weiterhin gegen die angloamerikanischen Besatzer.
Im Jahr 2003 veröffentlichte Priebke aus seiner Kriegsgefangenschaft heraus seine Autobiographie „Vae Victis – Wehe den Besiegten“. 2007 konnte sein Anwalt Hafterleichterungen wie „Spaziergänge“ durchsetzen, was nach Protesten führender Vertreter der jüdischen Gemeinde Roms jedoch nach wenigen Wochen schon wieder zurückgenommen wurde. Erst 2010 gab es erneut einige Hafterleichterungen, die er bis zu seinem Tode 2013 in Anspruch nehmen konnte.
Seine Zeit in der Kriegsgefangenschaft nutzte Priebke für eine ausführliche Korrespondenz mit seinen Freunden und Unterstützern in der gesamten Welt und empfing auch immer wieder Besucher aus vielen verschiedenen Ländern, darunter auch aus Deutschland. Am 29. Juli 2013 konnte Erich Priebke im römischen Hausarrest seinen 100. Geburtstag „feiern“, wo er einige Monate später, am 11. Oktober 2013, verstarb.
Im Anschluss entspann sich jedoch ein unwürdiges Schauspiel um den Verstorbenen, welcher seiner Weltanschauung immer treu geblieben war. Sein Lebensmotto war stets: „Niemals aufgeben!“ Nun war jedoch keine offizielle Stelle bereit, Priebke seine letzte Ruhestätte zuzubilligen. Nicht Italien, wo er verstorben war; nicht die BRD, wo sein Geburtstort liegt, und auch nicht seine Wahlheimat Argentinien. Niemand wollte sich den inszenierten Protesten aussetzen, die bei seiner Beerdigung zu erwarten sein würden.
Schließlich erklärte sich die katholische Piusbrüderschaft bereit, eine Kapelle für die Trauerfeier zur Verfügung zu stellen. Die Trauerzeremonie musste von jungen Kameraden, hauptsächlich aus Italien, vor einem linksradikalen Mob beschützt werden, was auch zu einem enormen Polizeieinsatz führte. Letztlich wurde der Verstorbene auf Anweisung der italienischen Regierung in einer anonymen Grabstätte beigesetzt.
Am 11. Oktober 2023, dem 10. Todestag von Erich Priebke, wollen wir uns an ihn erinnern: An den letzten Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges, der bis an sein Ende die Treue hielt, und immer aufrecht durch das Leben ging.
Auch wir wollen NIEMALS AUFGEBEN!
Erich Priebke – HIER!
Übernommen von: © N.S. Heute
immer lesenswert!
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